Da bin ich wieder bzw. eher wir! Neben mir sind an den nächsten 3 Tagen Ansgar, Jan und Luk unterwegs und das Wetter verspricht eine echt Runde Sache aus unserer Radtour im Diepholzer Land zu machen. Start war heute am 18.5.2023, was Himmelfahrt ist oder auch gerne als Vatertag vertituliert wird.
Treff hatten wir gestern Abend mit 10 Uhr bei Mertens abgemacht, um dann zeitig auf die Autbahn zu kommen. Ansgar fährt und der Träger hat die 3 Räder der Jungs drauf. Mein Rad steht ja noch in Ströhen und wird nachher reaktiviert. Jetzt fragt ihr euch bestimmt, warum man eine Radtour erst um 10 Uhr startet, aber das ist schlicht Rücksichtnahme auf die „Jungbullen“ die gestern Abend in Dülmen nochmal das Tal beben ließen (also „Das Tal bebt“ große Partyveranstaltung). Böse Zeitgenossen behaupten, dass die beiden Alten einfach ihren Schönheitsschlaf brauchen, was natürlich absoluter quatsch ist!
Aber zurück zum Radeln (oder besser zur Autoanreise): Wir sind wegen des Fahrradträgers sehr gemütlich nach Ströhen gefahren und das Highlight für Jan war natürlich eine Westfalen Tankstelle in Blissendorf – er macht sein duales Studium bei Westfalen. Da sind wir auch eher aus Zufall dran vorbei gefahren, weil Ansgar mich auf der A30 gebeten hat, schon mal Ziel Hof Hahnenberg, ins Navi zu packen, womit wir abgelenkt waren und die Abfahrt auf die A33 zur Umgehung Belm verpasst haben. Aber das ist nicht schlimm – alle Wege führen nach Ströhen und manche sind idyllischer als Andere.
Wie nicht anders zu Erwarten war sind wir wir problemlos in Ströhen angekommen und die Jungs haben mich bei Tante Anne und Onkel Benno raus geworfen, damit ich mein Fahrrad abholen kann. Sie sind dann weiter zur Unterkunft gekommen und ich bin hinter her geradelt und habe mal locker erste 5 km Vorsprung auf dem Tacho, bevor die eigentliche Tour los geht 😉
Tja die Unterkunft… was soll ich sagen. Ich hatte mir das direkt nach der Bauphase zeigen lassen und hatte das als echt cool in Erinnerung … und es ist super cool. Zwei sehr schicke Doppelzimmer für uns 4 und im Rezeptionsbereich gut gefüllt Kühlschränke mit Wasser, Cola Fanta und so.
Warum wir bei der Auswahl jetzt für den Start ein Bier gewählt haben, weiß ich inzwischen auch nicht mehr so genau. Jedenfalls haben wir uns nochmal psychisch auf die bevorstehende Tour vorbereitet und sind dann gestartet.
Erster Zielpunkt heute auf Empfehlung meiner Schwiegerelter ist Freistatt, was quasi durch Bethel in den 50er Jahren entstanden ist heute sein Jahresfest mit diversen Attraktionen und Freßbuden feiert. Dort hat man sich seit den 1950er Jahren um „schwer erziehbare Kinder“ und Behinderte gekümmert. Dazu gibt es auch einen (zu Recht) eher kritischen Film „Freistatt“ der sich mit den Anfängen in Freistatt auseinandersetzt. Wie Jan es so schön sagt: Der Ort ist mit nicht ganz geheuer. Von den ehemals 6 Gemeinschaftshäusern ist nur noch eines erhalten, aber die Bauweise ist irgendwie bedrückend. Daneben die nicht ganz so alten kleineren Wohneinheiten. Hauptprogramm ist der Flohmarkt, der sich durch die Gassen des Örtchens zieht und auf einem Feld sein großes Zentrum hat. Da bei uns auch der Mittagshunger da ist, sind wir froh zwei Grillbuden zu finden, die aber „nur“ Pommes und Bratwurst anbieten. Wir schlendern als erst nochmal weiter an einer Bude für Schmalzkuchen vorbei zu einem Marktwagen mit Popcorn etc, dann eine Bude mit Softeis und zum Schluß finden wir hinter einer Fischbude nen Foodtruck, in dem Burger bereitet werden. Und da sehen wir uns dann ganz deutlich. Mit 8 EUR sicher nicht der günstigste Burger auf die Hand, aber geschmacklich wird gut.
Da wir alle nicht so auf Flohmarkt stehen gehen wir gemütlich zurück zu den Rädern. Auf dem Weg dahin kommen wir noch am Veranstaltungsplatz vorbei, wo vorhin Diskussionsbeiträge liefen. Aktuell spielt ne Band Rocksongs neu belebt auf plattdeutsch. Das ist schon lustig zu hören!
Auf ein Kaltgetränk am Bierwagen verzichten wir hier – nicht weil der Durst nicht da wäre, sondern weil wir noch ein Fahrbier in den Satteltaschen haben, dass wir uns nach kurzer Fahrt in der Sonne zu Gute führen (es soll ja nicht warm werden).
Von Freistatt machen wir uns auf den Weg nach Barenburg. Ulla hat auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen eingeladen und Kolle hat geschrieben, dass er auf dem Tennisplatz ist und wir da gerne rum kommen sollen. Aber was ist schon eine Fahrradtour, ohne anständige technische Probleme. Tja Luk meint irgendwann in Varrel, dass das rechte Pedal (am nagelneuen Pedalarm mit den Ritzeln für seine Kettenschaltung) sich gelockert hat und sich das treten komisch anfühlt. Die schnelle Kontrolle offenbart, dass sich da Geindegänge auflösen, aber mit dem Onboard Werkzeug lässt sich das Pedal nicht sauber abnehmen. Mein Maulschlüssel rutscht da immer wieder ab. Kurz entschlossen fahre ich Luks Rad bis nach Barenburg und versuche möglichst wenig Druck auf das rechte Pedal zu geben. Bei Ulla schneckt der Rhabarberkuchen und der Kaffee lecker und mit Werkzeug aus Kolles Werkstatt kann ich dann auch das Pedal abnehmen. Und ich ärgere mich echt schwarz. Da habe ich am Dienstag beim befestigen der alten Pedale am neuen Pedalarm scheinbar echt in die Schüssel gegriffen. Nicht das Gewinde des alten Pedals hat sich aufgelöst, sondern das vom Arm selbst ist größtenteils futsch. Ich schaffe es zum Glück das Pedal ganz vorsichtig auf die letzten verbliebenen Gewindegänge zu schrauben und schaffe es sogar diese so weit fest zu ziehen, dass ich glaube, wir schaffen es nach Butzendorf ohne Totalschaden, wo meine Reparaturmöglichkeiten deutlich besser sind.
Aber was soll es, die Stimmung hat sich nur kurz abgedunkelt und als wir wieder auf dem Rad sitzen und Ulla uns zum Tennisplatz begleitet, sind wir schnell wieder auf der sunny side of life. Am Tennisplatz spielt Kolle gerade ein Doppel und wir sollen uns schon mal setzen und ein Kaltgetränk zu uns nehmen. Und bei den Tennismännern geht da kein Weg am Bier vorbei, auch wenn wir das natürlich vor unserem sportlichen Hintergrund zu vermieden versuchen. Kolle schlägt sich glaube ich ganz gut aber wird werden von einem der wartenden Spieler abgelenkt, der uns den Rest aus einer Ouzo Flasche „aufdrängt“. Naja kalt ist anders und Jan beschwert sich über Sachen wie Alkohol und es hört sich fast nach jammern an, als er vom Vortag in Dülmen schwadroniert, aber irgendwie sieht er dann doch zufirden aus und wir sind froh, dass nach einem Ouzo die Flasche auch leer ist – wenn da nicht noch ne weitere im Kühlschrank steht, las hätten die nur auf uns gewartet. Aber keine Angst auch am Tennisplatz bleiben wir fahrtüchtig, denn es gibt nur noch 2 Bier und einen kalten (was besser ist) Ouzo, bevor wir weiter fahren. Außerdem müssen wir uns auch noch sportlich beweisen und aufgebaute Kegel mit einem Tennisschläger und Tennisbällen abschießen müssen. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke hätte ich statt der 60 Bälle einfach den Schläger auf die Kegel werfen sollen. Dann wären bestimmt mehr als 4 von 10 Kegeln umgefallen. Eine Videoaufnahme wurde gemacht:
Und hier noch ein paar Fotos…
Jan zieht dann mit 8 von 10 an mir vorbei und Luk hat den Ehrgeiz Jan zu schlagen und ist dabei mit 9 von 10 sogar erfolgreich. Zum Schluß kommt die Creme de la Creme in Sachen Tennis aus Münster Ansger bumbum Merten, der es tatsächlich mit seinen 40 Jahren Tenniserfahrung schafft alle 10 Kegel zu vernichten.
Im Anschluß dann noch das Spiel als Doppel mit den Tennisjungs. Sehr kurzweiliger Besuch. Wir lassen noch 20 EUR als Lehr- und Trinkgeld da als Teller für Bratwurstgrillen auf den Tisch kommen. Unser Ziel ist ein zünftiges Essen im Lokschuppen Ströhen und da es inzwischen 19 Uhr ist müssen wir mal weiter.
Kurzer Schlenker in eine Sackgasse aber dann sind wir wieder auf Kurs und nehmen den Renzeler Weg von Barenburg Richtung Ströhen. Pedal bei Luk hält irgendwie durch, was mich schon fast wundert aber das ist jetzt auch eine guter Zeitpunkt, um unsere Plananpassungen einmal kund zu tun. Ursprünglich hatten wir Hahnenberg – Freistatt – Barenburg – Sulingen – Hahnenberg geplant. Sulingen lassen wir jetzt aber liegen, weil Schwager und Schwägerin erst nach 19 Uhr wieder zu Hause sind und der Hunger uns jetzt doch etwas voran treibt. Jan findet die Gegen irgendwie einfach schön. Und das nicht nur einmal, sondern die ganze Zeit, was nicht schlimm wäre, wenn er das einfach geniessen und für sich behalten würde. Aber nöööö, das muss ja gesagt werden. Einmal ersetzt er schön durch wundervoll, aber sonst ist die Gegend ja einfach schön, wenn man über Felder schaut und von der Zivilisation nur Windräder zu sehen sind. Ja, Recht hat er damit natürlich, aber wir sind nicht senil und können uns so eine Information durchweg auch ohne ständige Wiederhoilung seinerseits merken. Aber beschweren will ich mich auch nicht. Ist schließlich ja doch einfach nur lustig und wir haben viel zu lachen (und der Tag ist ja so schö… – aber lassen wir das).
Da wir Sulingen liegen lassen haben, habe ich noch die Idee auf dem Weg nach Ströhen über Scharringhausen zu fahren, wo Thiermann – der große Spargel- und Beerenhof hier in der Gegend – angesiedelt ist. Ansgar meint das wäre ne gute Idee, um bei unseren „Jungbullen“ die Kalorienzufuhr des Tages etwas runter zu drücken und das „schöne Gelaber“ etwas durch körperliche Ertüchtigung nach unten zu regulieren. Gesagt getan und es bleibt aus Jans Sicht bis Ströhen einfach schön. Der Weg von Scharringhausen über Bahrenbostel nach Ströhen ist interessant. Ich habe hier in der Gegend ja nun 25 Jahre meiner Jugend verbracht, aber die Wege, die wir da nutzen, kenne ich tatsächlich auch nicht.
Ansgar nimmt zur Sicherheit Google Maps als Unterstützung dazu und dann kommt es zum zweiten Aufreger des heutigen Tages. Maps meint, das Ziel wäre eventuell bei unserer Ankunft (ca. 20:30) geschlossen. Neeeeiiiin, ich verifiziere diese Aussage mal lieber telefonisch. Johnnny, den Inhaber erreiche ich nicht, aber im Lokschuppen ist jemand telefonisch erreichbar und auf meine Frage, wann die heute Feierabend machen kommt ein schon leicht erschöpftes „Keine Ahnung – Wann seid ihr denn da?“. Als ich 20:30 Uhr sage kommt es mir fast wie Gelächter von Gegenüber vor – kein Problem!
Ab und an meine ich dann Wege wieder zu erkennen, nur um kurze Zeit später zu sagen „Ne doch nicht“, aber irgendwann bin ich auch wieder auf Kurs. Wir nehmen dann noch kurz die Ströher Sehenswürdigkeiten „Tippidorf“ und „Stelzenhäuser am Tierpark“ in Augenschein, fahren aber letztendlichzügig mit einem Loch im Bauch zum Lokschuppen, wo wir gegen 20:40 ankommen. Der Laden ist nicht brechend voll, aber die Bedienungen haben gut zu tun. Wir bestellen uns dann jeder ein großes Bier, quasi als Tagesabschluß, und dazu individelles Essen. Aber das mit dem Tagesabschluß klappt nicht so ganz. Da kommen uns Anke, Michaela, Carmen und zum Schluß noch Corinna in die Quere.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die vielleicht auch Getränke mit Prozentangaben zu sich genommen haben, aber das kann eigentlich nicht sein. Alkohol ist in Ströhen nämlich totaaaaal verpönt. Jedenfalls sind insbesondere Anke und Michaela, mit denen ich die Schulbank gedrückt habe, ganz von Luk angetan. Anke meint ganz den Vater zu erkennen aber Michi sieht keine Ähnlichkeit. Luk muss ziemlich grinsen als er als lecker Bursche bezeichnet wird und wir lachen viel während erklärt wird, wo Jan uns Ansi einzuordnen sind. Dieses Bild habe ich mir nachträglich noch von den Mädels schicken lassen:
Als Corinna vom Gasthaus Störmer zu uns an den Tisch kommt, wird Jan erstmal herzlich umarmt, weil sie ihn von seinen Arbeitseinsätzen auf meinem Elternhof kennt. Sie lässt es sich auch nicht nehmen, uns zwei kurze Marillen auszugeben und ich hole im Gegenzug dann noch einen Haselnussschnaps. Um 22:30 Uhr müssen sich Jan und Luk schon fast wehren, nicht mit nach Nordel zum Schützenfest genommen zu werden, wo Anke, Carmen und Michaela wohl noch hin wollen. Jedenfalls fahren wir dann zum Hahnenberg, da wir um diese Zeit auch nicht mehr bei meinem Bruder das Pedalthema in Angriff nehmen brauchen. Und es ist nach der Hitze des Tages um diese Zeit dann richtig kalt, was Jan uns auch mehrfach unter die Nase reibt, aber irgendwann sind wir dann im warmen Raum der Rezeption und ein In Ruhe ab ins Bett Bier geht dann auch noch.
Und hier noch unsere Tour im Überblick:
Gute Nacht John Boy!